Bioidentische Hormone

Bioidentische Hormone weisen die gleichen Strukturen auf wie körpereigene Hormone. Sie fügen sich nahtlos in das Hormonsystem des Körpers ein und entfalten eine ganzheitliche Wirkung. Angewendet werden sie im Rahmen von Hormontherapien. Studien weisen darauf hin, dass bioidentische Hormone besonders schonend wirken.

Was sind bioidentische Hormone?

Hormone sind Botenstoffe, die an der Steuerung zahlreicher organischer Vorgänge beteiligt sind. In den Zellen docken sie an jeweils spezifischen Rezeptoren an. Körpereigene Hormone sind perfekt auf ihre Rezeptoren abgestimmt und wirken mit diesen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zusammen. Bei synthetischen Hormonen handelt es sich dagegen um hormonähnliche Substanzen. Ihre Struktur weicht – oft nur in geringfügigen Details – von den Strukturen körpereigener Hormone ab. Aus diesen Abweichungen ergeben sich jedoch Unterschiede in den Wirkungseigenschaften. Ebenso erhöht sich das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen.

Demgegenüber weisen bioidentische oder körperidentische Hormone die gleichen Molekülstrukturen auf wie körpereigene Hormone. Aufgrund dieser Eigenschaft gelten sie als besonders nebenwirkungsarm. Zu therapeutischen Zwecken kommen sie als bioidentisches Östrogen und Gestagen/Progesteron zum Einsatz.

Wie werden bioidentische Hormone hergestellt?

Bioidentische Hormone werden aus der Wurzel der Yams-Pflanze gewonnen. Ursprünglich stammt sie aus Mittel- und Südamerika, wird heute jedoch auch in anderen Regionen angebaut. Von den amerikanischen Ureinwohnerinnen wurde sie seit jeher als natürliches Verhütungsmittel und zur Behandlung von Frauenbeschwerden aller Art verwendet.

Versuche, aus der Yamswurzel Östrogen und Progesteron zu synthetisieren, gab es bereits seit den 1930er Jahren. Der Durchbruch gelang schließlich dem US-amerikanischen Chemiker Russel Parker. Im Jahr 1942 isolierte er daraus den Wirkstoff Diosgenin. Im Labor konnte Parker daraus natürliches Progesteron erzeugen. Zunächst wurde es zur Entwicklung und Herstellung der ersten Anti-Baby-Pillen verwendet. Heute wird aus Diosgenin neben bioidentischem Progesteron auch bioidentisches Östrogen erzeugt.

Neben der Yamswurzel enthält auch die Sojabohne eine Substanz namens Stigmasterin, aus der bioidentische Hormone gewonnen werden können. Yams und damit Diosgenin spielen für ihre Herstellung jedoch eine deutlich größere Rolle.

Welche bioidentischen Hormone gibt es?

Bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden spielen die Hormone 17-Beta-Östradiol und Progesteron eine zentrale Rolle. 17-Beta-Östadiol ist das wichtigste Östrogen. In der fruchtbaren Phase einer Frau wird es vor allem in den Eierstöcke gebildet. Progesteron wird nach dem Eisprung aus den verbliebenen Zellen der Eihülle – dem sogenannten Gelbkörper/Corpus luteum – gebildet. Es übernimmt wichtige Funktionen bei der Transformation der Gebärmutterschleimhaut und damit für die Vorbereitung und den Erhalt einer Schwangerschaft. Östrogen und Progesteron wirken im weiblichen Körper eng zusammen.

Warum werden bioidentische Hormone in den Wechseljahren angewendet?

Das wichtigste Anwendungsfeld von bioidentischen Hormonen ist die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden.

Im Verlauf des Klimakteriums verschlechtert sich die Funktion der Eierstöcke, so dass die Balance zwischen den weiblichen Sexualhormonen Östrogen und Progesteron verloren. In der ersten Phase der Wechseljahre kommt es zur einer erhöhten Ausschüttung von Östrogen und damit zu einer Östrogendominanz. Vor allem in der zweiten Zyklushälfte entsteht hierdurch ein Mangel an Progesteron, der sich unter anderem durch Blutungsstörungen bemerkbar macht. Nach der Menopause fährt der Körper sowohl die Produktion von Östrogen als auch die Produktion von Progesteron zurück. Durch das hormonelle Ungleichgewicht und die sinkenden Hormonspiegel kann es zu einer Vielzahl von Beschwerden kommen. Körperidentische Hormone stellen in den Wechseljahren das natürliche Gleichgewicht der weiblichen Sexualhormone wieder her. Hierdurch werden Wechseljahresbeschwerden deutlich abgemildert. In manchen Fällen können sie durch die Gabe bioidentischer Hormone vollständig verschwinden.

Vor allem bei Hitzewallungen und Scheidentrockenheit gilt eine verschreibungspflichtige Hormontherapie mit bioidentischen Hormonen heute als die wirkungsvollste Therapieform. Ihre positiven Effekte sind durch wissenschaftliche Studien gut belegt.

Wie werden bioidentische Hormone angewendet?

Wie körperidentische Hormone angewendet werden, hängt von der Art der Beschwerden und weiteren individuellen Faktoren ab. Die Anwendung kann oral in Form von Kapseln und Tabletten, transdermal in Form von Gelen oder Pflastern sowie vaginal mittels Scheidenzäpfchen/Ovulums erfolgen.

Transdermale – also über die Haut erfolgende – Anwendungen bioidentischer Hormone entfalten die gleiche Wirkung wie andere Darreichungsformen. In diesem Zusammenhang sind insbesondere drei Eigenschaften hervorzuheben, die vor allem für transdermale Gaben von bioidentischem Östrogen von Bedeutung sind:

  • Die Menge von transdermal aufgenommenem bioidentischem Östradiol entspricht den Mengen des natürlichen Hormons, das während der fruchtbaren Phase in den Eierstöcken produziert wird.
  • Bioidentisches Östradiol gelangt bei dieser Anwendungsform ebenso wie körpereigene Hormone direkt in den venösen Blutkreislauf. Anders als bei einer oralen Aufnahme findet keine erhöhte Verstoffwechselung in der Leber statt. Transdermale Anwendungen von bioidentischem Östradiol sind daher besonders leberschonend.
  • Bei einer transdermalen Anwendung von Östradiol sind ohne Abstriche an der Wirkung im Vergleich zu anderen Darreichungsformen geringere Hormonkonzentrationen möglich. Hierdurch wird der Stoffwechsel weniger belastet und das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen reduziert.

Wie risikoreich ist die Einnahme bioidentischer Hormone?

Vor allem bei oralen Hormontherapien mit synthetischen Hormonen erhöht sich das Risiko für bestimmte Krebsleiden sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei der Verwendung bioidentischer Hormone werden solche Risiken minimiert, zumal mit ihnen eine sehr individuelle Therapiegestaltung möglich ist. Auch kurzfristige Nebenwirkungen sind mit der Anwendung bioidentischer Hormone kaum verbunden.

Verschreibungspflichtige körperidentische Hormone werden mittels standardisierter Herstellungsverfahren unter strengen Qualitätskontrollen durchgeführt. Im Rahmen wissenschaftlicher Studien wurden ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bereits belegt

Wie verläuft eine Therapie mit bioidentischen Hormonen?

In einer frühen Phase der Wechseljahre mit einem nur gering ausgeprägtem hormonellen Ungleichgewicht kann eine Behandlung mit bioidentischen Hormon-Vorstufen in Frage kommen. Hierdurch kann das Auftreten von Wechseljahressymptomen verzögert werden. Bei stärkeren Wechseljahresbeschwerden verordnet der Arzt individuell dosierte bioidentische Hormone. Für ihre Dosierung ist jeweils der aktuelle Hormonstatus ausschlaggebend. Bioidentisches Östrogen und Progesteron können dabei einzeln oder in kombinierter Form verwendet werden. Diese Form der Therapie wird auch als große bioidentische Hormontherapie bezeichnet.

Noch bevor eine Therapie der Wechseljahresbeschwerden stattfinden kann, bedarf es einem ausführlichen Beratungsgespräch mit dem behandelnden Arzt. Neben der Anamnese werden Fragen zur aktuellen Befindlichkeit geklärt sowie eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt. Daraus resultierend kann ein Arzt bereits wichtige Informationen über den individuellen Hormonstatus ableiten. Eine Blutuntersuchung zum Bestimmen des Hormonstatus rundet das Untersuchungsergebnis ab.

Auf Grundlage aller Untersuchungsergebnisse verschreibt der Arzt individuell dosierte bioidentische Hormone zum Ausgleich des Hormonhaushalts. Der Therapie-Erfolg wird vor allem zu Beginn der Therapie engmaschig kontrolliert und im Bedarfsfall angepasst. Sobald der Hormonhaushalt aufgrund einer passenden Dosierung wieder ausgeglichen wird, erfolgen Nachkontrollen und Anpassungen nur noch etwa alle sechs Monate.

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