DHEA – das Anti-Aging-Hormon
Dehydropiandosteron – kurz: DHEA – ist ein Steroidhormon, das überwiegend in der Rinde der Nebennieren gebildet wird. Aus DHEA werden zahlreiche weitere Hormone gebildet, zu denen auch die menschlichen Sexualhormone zählen. Allerdings zeigt DHEA von allen menschlichen Steroidhormonen auch den höchsten Altersabfall. Im höherem Lebensalter kann der DHEA-Spiegel bis auf zehn Prozent der DHEA-Konzentration von jungen Menschen sinken. Aus diesem Grund wird ein Mangel an DHEA als kausal für zahlreiche Alterungsprozesse angesehen. Wenn es im Körper in ausreichender Menge vorhanden ist, wirkt es im Gegenzug als potentes Anti-Aging-Hormon. In den Wechseljahren wirkt DHEA zahlreichen Beschwerden entgegen und kann außerdem die Libido verstärken. In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, wobei insbesondere die Produktion von Östriol und Östradiol nachlässt. Dies hat zur Folge, dass sich die Scheidenschleimhaut zurückbildet (vaginale Atrophie). Gleichzeitig büßt die Scheidenhaut an Geschmeidigkeit ein, da sie weniger durchblutet und deshalb dünner wird. Auch die Bildung von Vaginalsekret geht zurück. Kommt es zu einer Reibung, reagiert die Vaginalhaut mit einer höheren Empfindlichkeit. Dadurch kann es zu Brennen, Juckreiz und auch zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen. Dass es zu Schmerzen kommen kann, hängt außerdem mit der abnehmenden Aktivität der sogenannten Bartholin-Drüsen zusammen. Sie sondern bei sexueller Erregung ein Sekret ab, das der Befeuchtung des Vaginalbereichs dient. Wird es nicht mehr in ausreichender Menge produziert, kann der Geschlechtsverkehr Schmerzen bereiten.
Was ist DHEA?
DHEA gehört zur Gruppe der Steroidhormone. Es wird aus Cholesterin gebildet und vor allem in der Nebennierenrinde produziert. Bei den Nebennieren handelt es sich um kleine Hormondrüsen, die seitlich auf beiden Nieren sitzen.
Die Konzentration von DHEA im Blut folgt einem typischen Altersmuster. Unmittelbar nach der Geburt ist sie sehr hoch, um danach auf ein Minimum zu fallen. Mit Beginn der Pubertät steigt der DHEA-Spiegel kontinuierlich an und erreicht gegen Ende des dritten Lebensjahrzehnts seinen Höhepunkt. Nach dem 30. Geburtstag verringert er sich kontinuierlich und erreicht im Seniorenalter nur noch sehr geringe Werte.
DHEA ist ein Vorläuferhormon, aus dem vor allem die menschlichen Geschlechtshormone gebildet werden. Hierfür ist es in den Nebennieren, im Fettgewebe sowie in den Hoden und Eierstöcken wirksam. Erstmals isoliert wurde es durch den Wissenschaftler Adolf Butenandt aus dem menschlichen Urin. Im Jahr 1939 erhielt Butenandt für seine Forschungsarbeiten zu Sexualhormonen den Nobelpreis.
Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zu DHEA?
In der wissenschaftlichen Forschung spielte DHEA auch in den folgenden Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Seit den 1960er Jahren ist bekannt, das DHEA an der Bildung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron und der weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron beteiligt ist. Anhand des Altersverlaufs seiner Produktion und Verfügbarkeit im Körper kamen zeitgleich erste Vermutungen auf, dass es im Entwicklungs- und Alterungsprozess des menschlichen Organismus wichtige Funktionen erfüllt. DHEA ist nicht nur für die körperliche Verfassung von Menschen, sondern auch von Tieren relevant. In den 1970er und 1980er Jahren wurde zunächst in Tierversuchen nachgewiesen, dass zusätzliche Gaben des Hormons lebensverlängernd wirken und vor Infektionen, vor allem aber vor typischen Erkrankungen des höheren Lebensalters wie Krebs, Diabetes und Gefäßverkalkung schützen können. Inzwischen wurden diese Eigenschaften in zahlreichen Studien auch an Menschen nachgewiesen. Von herausragender Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die sogenannte TRIIM-Studie aus dem Jahr 2019, in die auch DHEA einbezogen wurde. Sie ermöglichte erstmals, die genetische Uhr von Menschen zurückzusetzen und den natürlichen Alterungsprozess zumindest zeitweise in sein Gegenteil zu verkehren. Außerdem wurden Biomarker identifiziert, die Auskunft über den realen Altersstatus von Menschen geben können.
Welche positiven Eigenschaften besitzt DHEA?
Als Anti-Aging-Hormon wirkt DHEA Vitalitätsstörungen entgegen, die aus Stress und altersbedingten Prozessen resultieren. Beteiligt ist es beispielsweise an der Stärkung des Immunsystems und der Regulierung des Zuckerstoffwechsels. Es unterstützt die Herzgesundheit, sorgt für gesunde Blutgefäße. Außerdem unterstützt es im höheren Lebensalter eine hohe Knochendichte. Im Körper ist das Hormon als DHEA sowie als DHEA-Sulfat/DHEA-S vorhanden. DHEA-S entsteht durch die Wirkung eines Enzyms namens Sulfotransferase. Seine Konzentration im Blutserum ist bis zu 500-mal höher als die Konzentration des ursprünglichen Hormons. Wissenschaftler nehmen an, dass DHEA-S auf der zellulären Ebene dessen wachstumsfördernden Eigenschaften und den damit verbundenen Anti-Aging-Effekt verstärkt und reguliert. Allerdings sind diese biochemischen Zusammenhänge bisher nicht abschließend geklärt.
Wie wirkt DHEA auf den Körper?
Im menschlichen Körper entfaltet das Anti-Aging-Hormon eine nahezu universale Wirkung. Wichtige Anwendungsfelder finden sich in den folgenden Bereichen:
Fraility- oder Gebrechlichkeitssyndrom
Vor allem bei Frauen im Alter über 50 Jahre und nach der Menopause steigt das Risiko von Knochenbrüchen aufgrund von Stürzen beträchtlich. Im Schnitt liegt es bei über 50 Prozent. Ursachen dafür sind zunehmende Muskelschwäche und Abnahme der Knochendichte. DHEA unterstützt den Erhalt von Muskelmasse, fördert die Muskelaktivität und verbessert die Knochendichte. Im fortgeschrittenen Lebensalter leistet es hierdurch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Mobilität.
Neurologische Effekte
Ebenso wie andere Steroidhormone – beispielsweise Pregnenolon oder Progesteron – stimuliert DHEA Wachstum und Regeneration von Nervenzellen. Nachgewiesen wurde diese Wirkung in Zell- und Tierexperimenten. Sie spielt vor allem für die Suche nach neuen Behandlungsmethoden für neurodegenerative Erkrankungen eine Rolle, zu denen beispielsweise Multiple Sklerose, Parkinson und Alzheimer gehören.
Positive Wirkung auf Herz, Kreislauf und Gefäße
Menschen mit hohen Konzentrationen des Anti-Aging-Hormons im Blut weisen günstigere Insulin-, Glukose- und Cholesterinwerte auf. Diese Werte führen zu einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden und Gefäßerkrankungen. Klinische Studien widmen sich in diesem Bereich derzeit vor allem der präventiven Wirkung von DHEA. Bereits in den 1980er Jahren wurde seine Fähigkeit zur Reduktion kardiovaskulärer Komplikationen klinisch nachgewiesen.
Schwangerschaft
DHEA ist in der Lage, die Funktion der Eierstöcke zu verbessern und damit das Zustandekommen einer Schwangerschaft zu fördern. Seine positiven Effekte in der Fertilitätsmedizin wurden durch zwei Studien aus den Jahren 2012 und 2013 nachgewiesen.
Wechseljahre
In den Wechseljahren kompensiert das Anti-Aging-Hormon den Mangel an Östrogen, indem es dessen Produktion in den Nebennieren und im Fettgewebe fördert. Körperliche Folgen des Östrogenmangels werden hierdurch deutlich abgemildert. Zum Teil können durch DHEA andere Hormonersatztherapien vermieden werden. Vaginal verabreicht, wirkt es der nach der Menopause der weit verbreiteten Scheidentrockenheit entgegen.
Libido
Gleichzeitig fördert das Hormon in den Wechseljahren durch Produktion von Testosteron und anderen Androgenen sexuelle Lust, sexuelle Aktivität und Orgasmus-Intensität.
Außerdem entfaltet DHEA immunologische Effekte. Zur Abwehr von Bakterien und Viren kann es einen wesentlichen Beitrag leisten. Tierexperimente legen nahe, dass das Anti-Aging-Hormon auch die Synthese von Kollagen befördern und den Kollagen-Abbau im Alter stoppen kann. Es reduziert die zellschädigende Wirkung von UV-Licht, verbessert die Hautelastizität und vermindert hierdurch Falten. Durch diese Eigenschaften gilt DHEA auch als wichtiges Anti-Aging-Hormon für die Haut.
Welche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Substanzen gibt es?
Unerwünschte Nebenwirkungen sind bei niedrigen Dosierungen von DHEA nicht gegeben. Bei der Einnahme extrem hoher, medizinisch nicht gerechtfertigter Dosen kann es zu Akne, vermehrter Körperbehaarung oder – bei Frauen – zu einer tieferen Stimme kommen. Nach einer Dosisreduktion verschwinden solche Effekte jedoch wieder. Vom Internationalen Olympischen Komitee wird das Hormon als Dopingmittel eingestuft – seine Einnahme vor offiziellen sportlichen Wettkämpfen ist folglich verboten. Bei diagnostizierten hormonsensitiven Krebsarten wie Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs sollte DHEA nicht eingenommen werden. Zur Krebsprävention kann die Verwendung des Hormons jedoch sinnvoll sein. Wechselwirkungen mit anderen Substanzen sind nicht bekannt. Studien legen nahe, dass aus der gemeinsamen Anwendung von DHEA, seines Vorläuferhormons Pregnenolon sowie des Hormons Melatonin positive Effekte resultieren können. In Europa gilt DHEA als Nahrungsergänzungsmittel. Es unterliegt strengen Qualitätskontrollen und muss entsprechende rechtliche Vorgaben erfüllen.
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