Was ist Progesteron?
Progesteron gehört zusammen mit den Östrogenen zu den weiblichen Sexualhormonen. Andere Bezeichnungen dafür sind Corpus-luteum- oder Gelbkörperhormon. Es wird vorwiegend in den Eierstöcken produziert. Geringe Mengen davon werden außerdem in den Nebennieren produziert. Der Progesteronspiegel im Blut verändert sich im Verlauf des weiblichen Zyklus. Die Wirkung dieses Hormons ist vor allem in der zweiten Zyklushälfte von Bedeutung.
In der ersten Zyklushälfte werden durch die Hirnanhangdrüse oder Hypophyse größere Mengen des Follikelstimulierenden Hormons FSH erzeugt. FSH stimuliert zum einen das Heranreifen eines oder mehrerer Eibläschen in den Eierstöcken. Zum anderen regt es die Produktion von Östrogenen an. Durch den steigenden Östrogenspiegel wird zum einen der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut angeregt. Zum anderen führt der steigende Östrogenspiegel zur Ausschüttung des Luteinisierenden Hormons LH. Durch LH wird in der Zyklusmitte der Eisprung ausgelöst. Im Anschluss an den Eisprung beginnt der sogenannte Gelbkörper/Corpus luteum – die im Eierstock verbliebene Eihülle des Follikels – damit, in verstärktem Umfang Progesteron zu produzieren. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Entfaltung und Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut zu bewirken und sie damit auf die Aufnahme einer befruchteten Eizelle vorzubereiten. Außerdem nimmt es Einfluss auf den Transport der Eizelle in den Uterus sowie die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien.
Falls eine Schwangerschaft zustande kommt, produziert der Gelbkörper bis etwa zur zwölften Schwangerschaftswoche weiterhin Progesteron und sorgt damit für den Erhalt der Schwangerschaft. Danach wird diese Aufgabe durch die Plazenta übernommen. Wenn keine Schwangerschaft entstanden ist, bildet sich der Corpus luteum zum Zyklusende zurück. Hiermit sinkt auch die Produktion des Gelbkörperhormons auf ein Minimum. Zu Beginn des neuen Zyklus wird die Gebärmutterschleimhaut durch die Menstruationsblutung abgestoßen.
Welche Funktionen erfüllt das Gelbkörperhormon im weiblichen Körper?
Die wichtigste Funktion dieses Hormons besteht darin, das Zustandekommen einer Schwangerschaft zu fördern und ihren Erhalt zu sichern. Hierfür wirkt es auf die Zellen, Drüsen und Gefäße der Gebärmutterschleimhaut ein. Zusätzlich übernimmt es im weiblichen Organismus zahlreiche weitere Funktionen. Hierzu gehören:
- Stärkung der Knochensubstanz in engem Zusammenwirken mit Östrogenen
- Verminderung der Konzentration männlicher Sexualhormone mit positiven Effekten auf das Erscheinungsbild von Haut und Haaren
- Stimulierung des Stoffwechsels, was sich in der zweiten Zyklushälfte durch erhöhte Körpertemperatur und oft auch größeren Appetit bemerkbar macht
- Entspannende und beruhigende Effekte
- Schutz der Gebärmutter und der Brust vor potenziell bösartigen Zellveränderungen.
Welche Progesteronwerte sind normal?
Wie hoch die normale Progesteronkonzentration im Blut ist, hängt von der Zyklusphase ab. In der ersten Zyklushälfte liegt sie bei bis zu 1,4 Mikrogramm pro Liter und steigt nach dem Eisprung auf Werte zwischen 3,34 und 25,6 Mikrogramm an. In der Schwangerschaft ist sie im Vergleich zu diesen Werten deutlich höher. Nach der letzten Regelblutung kommt nicht nur die Produktion von Östrogenen, sondern auch des Gelbkörperhormons fast vollständig zum Erliegen.
Welche Ursachen kann es für einen Progesteronmangel geben?
Ursache für einen Progesteronmangel in der fruchtbaren Lebensphase einer Frau sind eine Schwäche oder Insuffizienz des Gelbkörpers. Verursacht wird sie durch Gelbkörper-Defekte, Ovulationsstörungen oder eine zu geringe LH-Ausschüttung. Nach dem Eisprung lässt sich eine Gelbkörperschwäche durch zwei bis drei Blutuntersuchungen diagnostizieren, die im Abstand von drei bis vier Tagen vorgenommen werden. Durch einen Progesteronmangel wird die Chance auf das Zustandekommen einer Schwangerschaft vermindert. Außerdem steigt das Risiko für eine Fehlgeburt in der frühen Schwangerschaft. In den Wechseljahren ist ein solcher Mangel eine natürliche Folge des hormonellen Umstellungsprozesses.
Welche Beschwerden und Symptome werden mit Progesteron behandelt?
Im Hinblick auf eine Progesteronbehandlung ist zwischen der fruchtbaren Phase und dem Klimakterium zu unterscheiden.
Während der furchtbaren Lebensphase kommt das Hormon beispielsweise im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung oder zur Vorbeugung gegen Fehl- und Frühgeburten zum Einsatz. In den Wechseljahren wird es im Rahmen einer Hormonersatztherapie zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen oder Zyklusstörungen verwendet. Die Hauptfunktion einer Progesteronbehandlung in den Wechseljahren besteht darin, der bis zur Menopause bestehenden Östrogendominanz entgegenzuwirken. Hierdurch wird ein zu hoher Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert, eine komplette Abbruchblutung unterstützt und die Produktion von Östrogen gedrosselt. Nach der Menopause kann eine Kombinationstherapie mit Progesteron und Östrogenen das Risiko für Karzinome der Gebärmutterschleimhaut deutlich senken. Neben synthetischen Produkten können für eine Hormonersatztherapie auch schonend und naturnah wirkende bioidentische Hormone verwendet werden.
Wie wird Progesteron angewendet?
Verabreicht werden kann das Hormon in Form von Kapseln, Tabletten, Cremes, Gels und Spritzen. Vaginal appliziertes Progesteron findet vor allem in der Kinderwunschbehandlung Verwendung. Injektionen spielen in Deutschland nur eine sehr untergeordnete Rolle. Zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden wird dieses Hormon vor allem in Form von Kapseln und Tabletten eingesetzt.
Kann es bei einer Progesteronbehandlung Nebenwirkungen geben?
Insgesamt ist das Gelbkörperhormon gut verträglich. Nebenwirkungen treten eher selten auf. Zu solchen unerwünschten Begleiterscheinungen der Behandlung gehören beispielsweise:
- Schläfrigkeit
- Vorübergehender Schwindel
- Völlegefühl
- Bauchschmerzen
- Spannen in den Brüsten
In der Schwangerschaft sollte vor der Verordnung von Hormonen durch den Arzt generell eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden.