Blasenschwäche in den Wechseljahren – was können Frauen bei diesem häufig auftretenden Problem tun?
Ist Inkontinenz ein typisches Symptom in den Wechseljahren? Verschiedenen Quellen zufolge leiden etwa 15 bis 55 Prozent aller Frauen zwischen 40 und 49 an Blasenschwäche. Als Faustregel nehmen Mediziner sogar an, dass bis zu zwei Drittel aller Frauen in den Wechseljahren an Inkontinenz leiden. Blasenschwäche während der Wechseljahre ist ein häufig auftretendes Symptom bei sinkenden…
Ist Inkontinenz ein typisches Symptom in den Wechseljahren?
Verschiedenen Quellen zufolge leiden etwa 15 bis 55 Prozent aller Frauen zwischen 40 und 49 an Blasenschwäche. Als Faustregel nehmen Mediziner sogar an, dass bis zu zwei Drittel aller Frauen in den Wechseljahren an Inkontinenz leiden. Blasenschwäche während der Wechseljahre ist ein häufig auftretendes Symptom bei sinkenden Östrogen- und Gestagenwerten im Körper. Der Rückgang der Produktion von Östrogen und Gestagen wirkt sich auf Muskeln, Schleimhäute und die Scheidenflora aus. Diese Veränderungen führen bei vielen Frauen zu einer erhöhten Anfälligkeit der Blase und zu Blasenschwäche. Wenn das Gefühl zur Toilette zu müssen auch nach dem Wasserlassen nicht nachlässt, wenn Sie häufig sehr plötzlich urinieren müssen oder wenn kleine Urinmengen manchmal fast unmerklich ausfließen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und Ihre Probleme schildern. Eine mögliche Blasenschwäche kann bei einer frühen Diagnose in der Regel gut behandelt werden.
Wann tritt Inkontinenz am häufigsten auf?
Die häufigste Ursache für Inkontinenz ist eine geschwächte Muskulatur im Beckenbodenbereich sowie ein geschwächter Blasenschließmuskel. Dies macht sich bei Frauen in den Wechseljahren häufig bemerkbar, wenn die Blase stark angefüllt ist: das Zurückhalten des Urins fällt schwerer und manchmal geraten erste Tropfen schon vor Erreichen der Toilette in die Hose. Auch beim Niesen, Husten oder Lachen und bei körperlicher Anstrengung lässt die Beckenbodenmuskulatur bei Inkontinenzproblemen häufiger nach und der Urin kann nicht mehr aufgehalten werden. Besonders unangenehm ist es für Frauen, wenn der Schließmuskel beim Geschlechtsverkehr nachlässt und Urin austritt. Durch körperliche Anstrengung und Belastung durch Druck haben die Muskeln im Harnbereich es schwerer, Urin zurückzuhalten. Auch bei häufigen Toilettengängen und geringer Flüssigkeitszufuhr können kleine Unfälle bei den meisten Frauen nicht immer vermieden werden. Übrigens ist Inkontinenz nicht zwingend altersbedingt und tritt auch bei jungen Frauen relativ häufig auf.
Wie können Hormonveränderungen zu Blasenschwäche führen?
Hormone wirken wie Triebfedern im Körper, die eine Reihe von Funktionen steuern. Gerät der Hormonhaushalt während der Wechseljahre durcheinander, wirkt sich das auf verschiedene Körperfunktionen im Bereich der Harnröhre und der Blase aus. Blasenschwäche während der Wechseljahre ist meist durch ein Zusammenspiel von Faktoren bedingt, die sich auf die Blasenfunktion auswirken:
- In den Wechseljahren verändert sich die Scheidenflora, was zur Folge hat, dass der pH-Wert steigt. Östrogen regt die Epithelzellen in der Scheide an und fördert die Durchblutung der Schleimhäute. Fällt der Östrogenspiegel ab, produzieren die Epithelzellen weniger Glykogen und somit verringert sich der Milchsäureanteil in der Vagina. Bakterien, Viren und Pilze können so leichter in die Scheide und in die Harnröhre eindringen und Entzündungen und Krankheiten im Harnbereich auslösen.
- Östrogen beeinflusst auch die Schließmuskeln im Bereich der Blase. Durch einen Mangel von Östrogen und Gestagen während der Wechseljahre werden Muskeln und Bindegewebe im Harnbereich geschwächt. Schwindende Beckenbodenmuskulatur führt dazu, dass Frauen Urin schlechter zurückhalten können, wenn sich Druck aus der Blase aufbaut.
- Blase und Gebärmutter können sich durch das schwindende Gewebe außerdem leicht absenken. Die Harnröhre wird durch das Absinken der Organe gekrümmt, was zu erhöhtem Druck auf den Blasenschließmuskel führt. Der Schließmuskel muss also bei abfallender Leistung größerem Druck standhalten, was leicht zu Inkontinenz und unangenehmen Druckgefühlen beim Urinieren führen kann.
Sind Mütter nach einer Schwangerschaft häufiger von Inkontinenz betroffen als Frauen ohne Kinder?
Schwangerschaft, Geburt und Kinderpflege belasten die Beckenbodenmuskulatur von Frauen und können zu dauerhaften Veränderungen im Muskel- und Bindegewebe rund um Blase und Gebärmutter führen. Ein weiterer Faktor, der die Beckenbodenmuskulatur überbelasten kann, ist starkes Übergewicht. Beide Faktoren können Absenkungen der Blase und der Gebärmutter zur Folge haben, die den Druck auf die Harnmuskulatur zusätzlich erhöhen. Eine Schwangerschaft in jüngeren Jahren kann also durchaus Veränderungen des Muskelgewebes mit sich bringen, die in den Wechseljahren zu einem erhöhten Inkontinenzrisiko führen.
Kann mit Beckenbodentraining Inkontinenz vermieden werden?
Regelmäßiges Beckenbodentraining wirkt präventiv gegen Blasenschwäche und kann auch bei akuten Problemen zu einer Verbesserung der Symptome führen. Eine Möglichkeit zum Trainieren des Beckenbodenbereiches ist das gezielte Zurückhalten von Urin. Je häufiger Frauen die Toilette besuchen, desto weniger Druck muss die Blase standhalten. Die Muskulatur gewöhnt sich gewissermaßen an die geringe Belastung und lässt nach. Gezieltes Beckenbodentraining können Sie auch in Ihren wöchentlichen Trainingsplan aufnehmen und mit Unterstützung von Ärzten oder Physiotherapeuten optimieren. Zum Trainieren des Beckenbodenbereiches gibt es außerdem verschiedene Trainingsgeräte. Sprechen Sie mit einem Facharzt oder mit einem ausgebildeten Physiotherapeuten ab, welcher Beckenbodentrainer für Sie geeignet ist.
Mit welchen Hilfsmitteln kann ich bei Inkontinenz meinen Alltag normal gestalten?
Inkontinenzprobleme können in leichter Form auftreten, wobei nur bei starker Anstrengung oder plötzlicher Anspannung der Beckenbodenmuskulatur ein paar Tröpfchen austreten. In diesen Fällen greifen viele Frauen zu herkömmlichen Slipeinlagen. Periodenmaterial ist allerdings für Blut konzipiert und kann Urin nicht in ausreichender Menge aufsaugen. Es entstehen unangenehme Gerüche oder die Feuchtigkeit kann nicht richtig abtrocknen, was in Verbindung mit kratzenden Slipeinlagen zu Hautirritationen führen kann. Auch bei leichter Inkontinenz sollten Sie deshalb spezielle Inkontinenzeinlagen verwenden, die wie Periodeneinlagen in verschiedenen Dicken und Ausführungen erhältlich sind. In schwereren Fällen von Blasenschwäche helfen saugfähige Inkontinenzhosen, die heutzutage wie normale Baumwollunterwäsche designt sind und unter der Kleidung nicht auffallen.
Hilft weniger trinken bei Inkontinenz?
Um peinliche Momente im Alltag zu vermeiden, reduzieren viele Frauen mit Inkontinenzproblemen ihre Flüssigkeitsaufnahme. Die Verringerung an Flüssigkeit in der Blase führt jedoch dazu, dass die Schadstoffe im Urin sich stärker konzentrieren. In der Folge wird die Blasenwand stärker gereizt, was der Östrogenmangel während der Wechseljahre zusätzlich verstärkt. Weniger trinken ist bei Blasenschwäche aus diesem Grund kontraproduktiv. Die Aufnahme von ausreichend Wasser sowie von harntreibenden Lebensmitteln wie Spargel sorgt dafür, dass Nieren und Blase durchgespült werden und weniger reizende Stoffe sich dort sammeln. Bei Blasenschwäche sollten Sie deshalb möglichst viel Tee und Wasser trinken, um den Urin zu verwässern und die Organe zu entlasten.
Kann Blasenschwäche während der Wechseljahre ärztlich behandelt werden?
Zur Behandlung von Inkontinenz in den Wechseljahren bieten sich Hormontherapien mit bioidentischen Hormonen an, die im Gegensatz zu synthetischen Hormonen der Zusammensetzung körpereigener Hormone gleichen. Bioidentische Hormone werden aus natürlichen, veganen Quellen gewonnen und können in den Wechseljahren individuell an den zyklischen Bedarf des Körpers angepasst werden. Angepasste Präparate werden in Form von Gelen, Cremes, Tabletten oder Kapseln aufgenommen und dienen dazu, Hormonmangel während der Wechseljahre auszugleichen und die Balance der Hormone im Gleichgewicht zu halten. Hormontherapien wirken den Ursachen von Symptomen in den Wechseljahren so an der Basis entgegen, damit Beschwerden gar nicht erst auftreten und der Körper sich selbst leichter regulieren kann.
Fazit: Wie können Frauen Inkontinenz in den Wechseljahren vermeiden?
Blasenschwäche während der Wechseljahre entsteht durch eine Reihe von Risikofaktoren, die Sie durch präventive Maßnahmen verringern können. Insbesondere nach einer Schwangerschaft lohnt sich für Frauen in jedem Alter regelmäßiges Beckenbodentraining, um die Muskulatur zu stärken und Blasenschwäche entgegenzuwirken. Bei akuter Blasenschwäche sollten Sie dem Impuls widerstehen, weniger zu trinken und nur bei Blasendruck zur Toilette gehen, um die Muskeln weiterhin ausreichend zu beanspruchen. Das Verhalten beim Urinieren wirkt sich stark auf die Schließmuskeln rund um die Blase aus. Wenn Sie Ihre Muskeln im Alltag durch zu langes Zurückhalten überbeanspruchen, kann sich das ebenso negativ auf die Blasenfunktion auswirken, wie eine zu geringe Beanspruchung der Muskeln. Sprechen Sie Probleme offen im Arzt-Patienten-Gespräch an, um Blasenproblemen während der Wechseljahre frühzeitig entgegenzuwirken und sich den Spaß an Sport, sozialen Unternehmungen und an einem aktiven Liebesleben nicht durch Blasenschwäche einschränken zu lassen.
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